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  Carl Goldmark wurde am 18. Mai 1830 in Keszthely am Plattensee, Ungarn, als Sohn des jüdischen Kantors und Amtsmann Rubin Goldmark geboren. 

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 Goldmark wuchs in einer sehr kinderreichen Familie in ärmlichen Verhältnissen auf. Einen Großteil seiner Kindheit und Jugend verbrachte er in Deutschkreutz, wohin die Familie in seinem vierten Lebensjahr übersiedelte. Sowohl seine schulische als auch seine musikalische Bildung war ungeregelt und großteils autodidaktisch. Seinen ersten Geigenunterricht erhielt er mit elf Jahren, mit 14 Jahren zog er zu seinem Halbbruder nach Wien und gab dort im Alter von 18 Jahren seine ersten Soloauftritte als Geiger. In Wien erhielt er privaten Violinunterricht von Leopold Jansa, 1847 inskribierte er am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde, wo er bis zum Ausbruch der Märzrevolution 1848 Schüler Leopold Böhms (Violine) und Gottfried Preyers (Harmonielehre) wurde. Carl Goldmark schuf sich während des folgenden Jahrzehnts ein kärgliches Einkommen als Theatergeiger in Ödenburg (Sopron, 1848-1849), Ofen (Buda, 1849–1851) und Wien (Theater in der Josefstadt 1851-1852, Carl-Theater 1852–1857). Seit 1852 gab er auch Klavierstunden; zu seinen Schülerinnen zählte namentlich die spätere Hofopernsängerin Karoline Bettelheim. 1857, im Alter von 27 Jahren trat Goldmark als Schöpfer eigener Werke in einem auf eigene Rechnung veranstalteten Kompositionskonzert im Wiener Musikverein vor die Öffentlichkeit. Es folgten zwei weitere: 1859 in Pest am Ende eines über einjährigen Aufenthalts in dieser Stadt und 1861 wiederum in Wien. Von da an wurden seine Kompositionen regelmäßig in öffentlichen Konzerten gespielt.

Mit seiner Ouvertüre zu "Sakuntala", op. 13 (1865), eigentlich einer symphonischen Dichtung, wurde Goldmark zu einer festen Größe im musikalischen Wien. Danach begann er, finanziell durch ein Staatsstipendium unterstützt, an seiner ersten Oper, "Die Königin von Saba", op. 27, zu arbeiten. Nach einer langwierigen Entstehungsphase und zähen Aufführungsverhandlungen wurde das Werk 1875 an der Wiener Hofoper uraufgeführt und erzielte einen sensationellen Publikumserfolg. Anschließend setzte sich die Oper auch international durch und blieb zu Lebzeiten ihres Komponisten fester Bestandteil des Repertoires. Weiters vollendete er fünf im inhaltlichen und musikalischen Stil verschiedene Opern. Goldmark konnte nun das Stundengeben einstellen und ausschließlich vom Komponieren leben, während des Winterhalbjahrs in Wien und in der schönen Sommer-Jahreszeit in Gmunden am Traunsee. 

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 Zu Beginn der Sechziger Jahre war Goldmark als Bratschist eines jungen Streichquartetts tätig. Diesem Quartett übergab Johannes Brahms sein später mehrfach umgearbeitetes Streichquartett in f-moll zur Probe. In dieser Zeit entwickelte sich zwischen Brahms und Goldmark eine (nicht immer ganz problemlose) Freundschaft, die in zahlreichen Ausflügen etwa nach Baden oder Klosterneuburg und auch in einer gemeinsamen Italienreise zum Ausdruck kam. Goldmark gehörte daneben auch zu den regelmäßigen Gästen der Familie Johann Strauß. Gustav Mahler, der drei Goldmark-Opern auf seiner Dirigierliste hatte, "Heimchen am Herd" (1896), "Die Kriegsgefangene" (1899) und die Neuinszenierung der "Die Königin von Saba" (1901) und Goldmark begegneten sich mit einer gewissen Reserviertheit. Dies wurde teilweise darauf zurückgeführt, dass Mahler es Goldmark stets verübelt hatte, dass dieser als Mitglied der Juroren-Kommission (bestehend aus Hanslick, Brahms, Hans Richter und Goldmark) in den Jahren 1878 und 1881 den "Beethoven-Preis" der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien nicht ihm, sondern Robert Fuchs und Victor von Herzfeld zugesprochen hatte. 

Carl Goldmark war zu Ende des 19. Jahrhunderts in seinen späteren Jahren ein sehr populärer Komponist, der mit Superlativen überhäuft wurde. Jean Sibelius, zeitweiliger Schüler von Goldmark ab 1890, schrieb 1892, dass er in Wien einen außerordentlichen Ruf habe und man vielerorts beneidet würde, dessen Schüler zu sein. Julius Korngold, Nachfolger von Eduard Hanslick, sprach vom "Goldmark-Kultus". Karl Kraus bescheinigte ihm, seit Richard Wagners Tod der größte lebende Musikdramatiker zu sein. Er wurde nach Brahms Tod gewissermaßen als der letzte Exponent des sich verlierenden spätromantischen Zeitalters angesehen, wobei die ungarische Musikwelt ihn als "Nationalkomponist" bis heute mit größerer Aufmerksamkeit bedacht hat. 


 Hanslick, der alles im Umkreis Richard Wagners stehende befehdete, glaubte bei allen Opern Goldmarks eine zu große Nähe zu Richard Wagner feststellen zu müssen. Auch viele andere Kritiker stigmatisierten Goldmark als Wagnerepigone. Am schonungslosesten mit seiner Kritik gegenüber Goldmark war Hugo Wolf. Die Oper Die Königin von Saba war noch bis 1936 an der Wiener Staatsoper präsent, bis das Verdikt der Nationalsozialisten für ein endgültiges Aufhören der Rezeption sorgte. Nach 1945 bot der Musikbetrieb Wiens Goldmark praktisch keinen Raum mehr. 

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 In einer Zeit des blühenden Chorwesens erfreute sich von Goldmarks einschlägigen Kompositionen insbesondere "Frühlingsnetz" für Männerstimmen, Hornquartett und Klavier, op. 15 (1869), großer Beliebtheit. Von seinen Orchesterwerken hat sich das Violinkonzert, op. 28 (1877), bis zum heutigen Tag im Repertoire gehalten; zu Lebzeiten Goldmarks fand vor allem seine Symphonie "Ländliche Hochzeit", op. 26 (1876), regelmäßig Aufnahme in den Konzertprogramme. Für einige Kammermusikwerke Goldmarks scheint sich eine kleine Renaissance anzubahnen, während die Klavierwerke und Lieder, von vereinzelten Tonträger-Einspielungen abgesehen, in Vergessenheit geraten sind. Goldmarks Kompositionen für die Synagoge sind bis auf eine kürzlich in Abschrift aufgetauchte Psalmvertonung verschollen.

Goldmark starb am 2. Jänner 1915, mit offiziellen Auszeichnungen und Ehrungen reich bedacht. Nach dem Tod von Anton Bruckner (1896), Johannes Brahms (1897) und Johann Strauss (1899) galt er als der führende Komponist Wiens, noch vor Gustav Mahler und Arnold Schönberg. Um die Jahrhundertwende war er neben Gustav Mahler und Ludwig Bösendorfer Mitglied im Komitee zur Anschaffung einer neuen Orgel für den Musikvereinssaal. Der außerordentliche Erfolg seiner "Königin von Saba" versteht sich vor allem vor dem Hintergrund der Ära des liberalen Wien, in der Goldmark als assimilierter Jude eine geachtete Stellung einnehmen konnte. Darüber hinaus gelang es ihm, im Disput um die beiden damals vorherrschenden, durch Richard Wagner und Brahms vertretenen Hauptströmungen, in der Musik einen von seinen Zeitgenossen anerkannten eigenständigen Weg einzuschlagen. 

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 Die mit Goldmarks Tod einsetzende zunehmende Vernachlässigung seiner Werke beruht nicht nur auf der Veränderung des geistigen Klimas in Wien, sondern liegt auch daran, dass sich von dem guten Dutzend seiner Verleger, die jeder für sich nur über einen kleinen Teil seines zahlenmäßig ohnedies geringen Schaffens verfügten, keiner nachhaltig für den Komponisten einsetzte. Auch von familiärer Seite - Goldmark hinterließ eine Tochter Wilhelmine (Minna), die mit dem Bildhauer Ernst Hegenbarth verheiratet war - kamen keine nennenswerten Aktivitäten in diese Richtung.

Auszeichnungen: Ritterkreuz des Leopold-Ordens (1887), Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft (1910), Ehrendoktor der philologischen Fakultät der Budapester Akademie (1910), Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde und zahlreicher anderer Musikgesellschaften. 

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  Im Wiener Gemeindebezirk Hietzing wurde die Goldmarkgasse und der Goldmarkplatz nach Carl Goldmark benannt. In der Gemeinde Deutschkreutz wo Goldmark den Großteil seiner Kindheit gelebt hat gibt es heute das Carl Goldmark Museum.

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